Gestaltung der Einwanderungs- gesellschaft

Gestaltung einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft und die Rolle der Houses of Resources

Das Netzwerk der Houses of Resources Deutschland nahm am 15.09.2021 die Bundestagswahl zum Anlass, um mit repräsentativen Personen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die Gestaltung einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft und die Rolle der Houses of Resources zu diskutieren.

Im Rahmen dieser Veranstaltung haben die Houses of Resources Perspektiven ihrer praktischen Arbeit eingebracht, indem sie vor allem lokale Bedarfe analysiert und dargestellt haben. Aber auch, indem sie gesellschaftliche Veränderungen benannt haben, auf die sie als House of Resources jeweils gezielt und flexibel reagieren. Die gemeinsame Perspektive der Houses of Resources dabei ist, dass der Einbezug zugewanderter Menschen in örtliche Strukturen zu einer Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes auf lokaler und regionaler Ebene beiträgt. Dies gilt noch einmal umso mehr, wenn die Houses of Resources von Migrantenselbstorganisationen (MSO) getragen werden: Insbesondere die Kommunikation sensibler Themen ist deutlich erfolgsversprechender, wenn sie als Insiderkommunikation wahrgenommen wird. Auch strukturelle Benachteiligungen und Ungleichbehandlungen werden von MSOs besser erkannt und benannt.

Deutlich wurde auch, dass es kein kulturübergreifendes Verständnis von Ehrenamt gibt: Gemäß einem türkischen Sprichwort „Tue Gutes und sprich nicht darüber“ ist das freiwillige Engagement für viele Zugewanderte so sehr Bestandteil alltäglichen Handelns, dass es nicht als ehrenamtliche Arbeit wahrgenommen wird und dementsprechend auch nicht besonderer Aufmerksamkeit und Anerkennung bedarf. Dies bedingt auf der anderen Seite wiederum, dass ehrenamtliche Arbeit von Migrant*innen gesamtgesellschaftlich weitestgehend unsichtbar bleibt. Hinzu kommt ein hierzulande sehr bürokratisches Vereinswesen, das durchaus das Prädikat „typisch deutsch“ verdient hat. Zu vernachlässigen ist ebenfalls nicht, dass zwar das Engagement in islamischen Einrichtungen außerordentlich groß ist, gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse jedoch dazu beigetragen haben, dass ehrenamtliche Betätigungen nur noch selten nach Außen kommuniziert werden.

Für die Houses of Resources bedeutet dies, dass sie Zugewanderte vor allem dabei unterstützen, die Sichtbarkeit ihres Engagements zu erhöhen. Dies gelingt vor allem dann, wenn migrationsspezifische Themen vermieden werden und die Breite der Themen aufgegriffen wird, die von MSOs bearbeitet werden. Ebenfalls bedeutet dies, dass Engagierte vermehrt aktiv angesprochen werden, wobei zugleich eine stärkere Professionalisierung zu vermeiden ist.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Houses of Resources zentrale Akteure in der Förderlandschaft für insbesondere kleine Vereine und Initiativen sind. Weiterhin, dass sie gesamtgesellschaftliche Themen bearbeiten. Aus beiden Punkten folgt, dass eine dauerhafte Förderung lokal und bedarfsgerecht agierender Akteure aus diesem Grund von elementarer Bedeutung ist.

Insbesondere die Notwendigkeit einer langfristigen und dauerhaften Absicherung der Houses of Resources wurde auch von den geladenen Politikern und Politikerinnen (aus Linke, Grüne, SPD, FDP, CDU; Bundes- und Landesebene) betont und unterstrichen. In diesem Zuge wurde mehrfach hervorgehoben, dass Ehrenamtsstrukturen grundsätzlich entbürokratisiert und Förderanträge vereinfacht werden müssen.  Auch der Zugang zu Ehrenamt muss insgesamt deutlich niedrigschwelliger ermöglicht werden.

Auch wenn eine institutionelle Förderung der Houses of Resources somit noch nicht in greifbarer Nähe ist: Die Weichen sind gestellt. Bundes- und Landespolitiker*innen haben erkannt, dass die Houses of Resources bei der Stärkung von Demokratie und Zivilgesellschaft eine bedeutsame Rolle spielen.

Kontakt
Newsletter
Whatsapp